Das Bild zeigt eine Frau, die in einem Boot sitzt und mit einem Fernglas in die Ferne schaut - als BLogbild für Psychotherapie Bonn

Das mit den Zielen

Früh haben wir gelernt, dass wir uns anstrengen müssen. Dass wir aktiv sein und für unseren Erfolg etwas tun müssen. „Ohne Fleiss, keinen Preis“. Wir sollten unser Leben fest im Griff haben. Dafür arbeiten und planen wir, organisieren, kümmern uns, sparen fürs Alter, schließen Versicherungen für alle möglichen Eventualitäten ab und versuchen, unser Leben unter Kontrolle zu halten. Wir haben Ziele, die wir erreichen möchten.

Aber was, wenn sich unsere Ziele nicht verwirklichen? Unsere Pläne nicht aufgehen oder unser Leben sich anders entwickelt als gedacht? Dann laufen wir Gefahr, den Glauben an uns selbst zu verlieren. Wir fühlen uns „unproduktiv“, wertlos, nicht zugehörig, deprimiert ….

Warum? Weil wir uns ausschließlich mit dem identifizieren, was wir erreicht haben und nicht mit dem, was wir  sind. Wir hängen unseren Selbstwert an die Erfolge unseres Verstandes und unserem ständigen Tun und Machen in der Welt.

Ich setze mir Ziele. Vor ein paar Monaten habe ich mir eine große Zielcollage gebaut. Mit Bildern und Text. Sie hängt in meiner Wohnung. Doch sie ist etwas in Vergessenheit geraten. Vor kurzem habe ich ein großes Bild davorgestellt.

Jetzt habe ich sie wieder hervorgeholt. Und war überrascht. Einige der Ziele haben sich tatsächlich verwirklicht. Schleichend, ohne große Anstrengung. Auf eine Art und Weise, wie ich es nicht besser hätte planen können. Andere Wünsche, ja, da ist irgendwie der Wurm drin. Egal wie sehr ich mich bemühe, sie wollen und wollen nicht Realität werden.

Oder vielleicht: Gott sein Dank!

Denn: Woher soll ich denn sicher wissen, was in 6 Monaten das Beste für mich ist, wenn ich noch nicht einmal absehen kann, was morgen passiert? Oder in einer Stunde? Mein Verstand wird mir das nicht vorhersagen können.

Was, wenn ich das auch gar nicht muss? 

Marianne Williamson (amerikanische Autorin) fragt in einem ihrer Bücher: „Was wäre, wenn wir wahrhaft glaubten, dass es einen Gott gibt, eine Ordnung zum Wohl der Dinge, eine Kraft, die die Dinge ohne unsere bewusste Kontrolle zusammenhält? Was wäre, wenn wir das Wirken dieser Kraft in unserem Alltag beobachten könnten? Was, wenn wir glaubten, dass sie uns liebt, dass sie sich um uns sorgt und uns schützt? Was, wenn wir glaubten, wir könnten es uns leisten, uns zu entspannen?

… Wir können beruhigt sein, wenn eine größere Kraft als die Unsere das Ruder übernimmt und sehr viel bessere Arbeit leistet, als wir es vermocht hätten. Wir lernen darauf zu vertrauen, dass die Kraft, die Galaxien zusammenhält, auch unsere relativ überschaubaren Lebensumstände zu regeln weiss.“ (aus „Rückkehr zur Liebe“)

Glaube ich an diese eine Kraft, unendliche Intelligenz, Liebe, Gott oder wie auch immer ich sie bezeichne (und ja, das tue ich), dann kann ich mich mehr und mehr zurücklehnen. In dem Vertrauen, dass diese Kraft es schon gut mit mir meint. Und mich dabei unterstützt, dass sich mein Leben zu seinem Besten entwickelt. Ohne, dass mein Kopf ständig dazwischen fuscht und meint, es besser zu machen.  

Ich setze mir weiterhin Ziele. Aber ich klebe nicht mehr an ihrer Umsetzung. Ich lasse Kurskorrekturen zu. Manche Ziele sind vielleicht auch noch nicht dran. Oder nie. Weil etwas viel Besseres wartet. Was ich allein so nie hingekriegt hätte.

Herzlichst,

Ihre Anna Kötting

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