Psychotherapie Bonn

Ein paar Gedanken über die Angst, Fehler zu machen

Dieser Fehler kann jedem passieren – aber dem Dümmsten zuerst“, war ein Satz aus meiner Kindheit. Oder: „Ungeschickt lässt grüßen“, „Aus Fehlern lernt man“ …

Welche Sätze kennen Sie von früher? Und wie gehen Sie heute mit Ihren vermeintlichen Fehlern um? Blockiert Sie die Angst, Fehler zu machen? Werfen Sie sich Ihre „Fehler“ immer wieder vor?

Als Kind haben wir gelernt, was „richtig“ und was „falsch“ ist. Schon der Blick oder Ton unserer Eltern, Lehrer oder anderer Bezugspersonen verriet uns blitzschnell, wie wir uns verhalten sollten und wie nicht. Was wir sagen durften und was lieber nicht. Wir erfuhren früh, dass unsere Welt in hier „richtig“ und dort „falsch“ aufteilt. In „dazugehören“ und „anders“ sein.

Als Kind fühlten wir: Wenn wir Fehler machen, dann gehören wir nicht dazu. Dann passen wir nicht in diese Welt. Dann sind wir nicht anerkannt. Im schlimmsten Fall lacht man uns aus. Dieses Gefühl war so schmerzhaft, dass wir es um jeden Preis vermeiden wollten.

Und jetzt?

Jetzt sind wir erwachsen. Aber die Sorge, etwas falsch zu machen, herrscht in uns weiter.

„Ich habe Angst, Fehler zu machen“ ist ein tief verwurzelter Gedanke, den ich in meinen Beratungsstunden immer wieder höre. Und ich kenne ihn von mir selbst.

Wir wagen so vieles nicht. Wir sprechen Wahrheiten nicht aus, da wir Angst haben, etwas Falsches zu sagen. Wir zögern Entscheidungen hinaus, weil wir die perfekte Entscheidung treffen wollen. Haben wir tatsächlich einen „Fehler“ gemacht, fühlen wir uns schuldig, grübeln endlos lange darüber nach und können uns selbst am allerwenigsten vergeben.

Oder wir zeigen buchstäblich mit dem Finger auf andere Menschen und halten ihnen vor, was sie alles falsch machen. Das lenkt uns von uns selbst ab. So spüren wir unseren eigenen Schmerz und unsere Angst nicht. Wenigstens für eine kurze Zeit.

Fehler sind eine Erfindung unseres Verstandes. Unser Denken ist geprägt in „Richtig“ und „Falsch“ zu unterscheiden. Unser Verstand beurteilt unser Verhalten oder das der anderen. Aber hinterfragen wir diese verurteilenden Gedanken überhaupt?

Ein erster kleiner Schritt, leichter mit „Fehlern“ umzugehen, liegt darin, weniger hart mit sich selbst zu sein.

Bevor wir einen vermeintlichen Fehler korrigieren/aus ihm lernen etc. dürfen wir versuchen, ihn uns zu verzeihen.

Denn: Gelingt es uns, uns selbst zu verzeihen, verändert sich etwas in unserem Inneren. Es wird friedlicher und ruhiger in uns. Und in diesem friedlichen Gefühl, öffnen wir uns für kreative Lösungen für die nächsten Schritte.

Wenn Sie sich das nächste Mal für einen vermeintlichen Fehler verurteilen, probieren Sie Folgendes aus:

1. Nehmen Sie sich kurz Zeit, atmen ein paar Mal tief ein und aus und sagen Sie sich selbst:

Ich verzeihe mir, dass ich …..

2. Spüren Sie rein, wie es Ihnen damit geht.

3. Fühlt es sich erleichternd für Sie an? Wunderbar, dann wiederholen Sie den Satz noch einige Male.

4. Fühlt es sich noch nicht stimmig für Sie an? Kein Problem! Gehen Sie schrittweise vor und schauen, welcher Satz für Sie passt.:

Ich will mir diesen Fehler verzeihen. Oder:

Ich möchte mir diesen Fehler verzeihen. Oder:

Es wäre eine gute Idee, mir diesen Fehler zu verzeihen. Oder:

Ich probiere jetzt mal aus, mir diesen Fehler zu verzeihen. Oder:

Ein kleiner Teil von mir kann sich diesen Fehler verzeihen….

Probieren Sie´s aus!

Herzlichst,

Ihre Anna Kötting

PS: Es gibt ne Menge mutmachender Zitate berühmter Persönlichkeiten über „Fehler“. Folgende gefallen mir besonders gut:

„Lerne, mit deiner Stille in Kontakt zu kommen und zu wissen, dass alles in diesem Leben einen Sinn hat. Es gibt keine Fehler, keine Zufälle; Alle Ereignisse sind Segnungen, von denen wir lernen können.“ — Elisabeth Kübler-Ross, schweizerisch-US-amerikanische Medizinerin 1926 – 2004

„Versuch es noch einmal. Scheitere noch einmal. Scheitere besser“ – Samuel Becket, irischer Schriftsteller, 1906 – 1989

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