Kennen Sie das Gefühl, von Ihrem Lebensalltag überfordert zu sein und ständig unter Strom zu stehen? Kommen Sie gar nicht zur Ruhe, da permanent so viel zu tun und zu erledigen ist und der Strom an Aufgaben gefühlt kein Ende nimmt?Ich möchte Ihnen hier eine Perspektive anbieten, die hilft, uns in dem Gefühl der Überforderung und des Dauerstresses besser zu verstehen:
Wir haben uns an den Stress in unserem Leben gewöhnt, da unser Nervensystem in unserem modernen Lebensalltag dauerhaft alarmiert ist.
Dazu ein paar Gedanken zu unserem Nervensystem:
Unser Nervensystem meint es gut mit uns. Es untersucht unsere Umgebung ständig darauf, ob sie sicher oder gefährlich oder sogar lebensbedrohlich erscheint.
Wenn unser System tatsächlich Gefahr meldet oder wir anderweitig in Überforderung oder Stress geraten, schüttet ein Teil unseres Nervensystems, der Sympathikus, Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol aus. Diese Hormone sorgen dafür, dass wir aktiv werden und reagieren, indem wir bspw. rascher atmen, unsere Muskeln sich anspannen, wir konzentrierter sind etc.
Stresshormone helfen uns, handlungsfähig zu bleiben und schnell auf gefährliche Situationen zu reagieren.
Aber auch im normalen Alltag ist der Sympathikus aktiviert.
Der Sympathikus wird in gleicher Weise in unserem Alltag aktiviert, ohne dass eine Gefahr vorliegt. Er hilft uns, in unserem (Berufs-)Alltag aktiv zu sein und vieles zu erledigen (unsere „to-do-Listen“ abzuarbeiten), im Multitasking-Stil vieles gleichzeitig zu erledigen und dabei auch die Eindrücke über social media aufzunehmen und darauf zu reagieren etc.
So sind wir in unserem Leben permanent aktiv und der Sympathikus ist dauernd alarmiert.
Es werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet. Das oben angesprochene Cortisol hält sich sehr lange im Körper, da viel Zeit und Energiereserven benötigt werden, um es wieder abzubauen. Diese Energiereserven stehen der Regeneration unseres Körpers dann nicht mehr zu Verfügung.
Unser Nervensystem ist ununterbrochen angespannt und unser Gehirn gewöhnt sich an das Gefühl der Überforderung und der Dauerbelastung. Sie wird zu einem Normalzustand. Stress löst in uns ein vertrautes Gefühl aus. Dieses vertraute Gefühl suchen wir immer wieder neu (auch, wenn es uns nicht guttut).
So erleben wir Stress als Normalzustand, den wir unbewusst immer wieder suchen. Wir schaffen Erlebnisse und Umstände, die uns stressen, weil uns dieser Zustand vertraut ist und uns das Vertraute wiederum Sicherheit gibt.
Unser Nervensystem darf wieder erfahren, dass Entspannung der „natürliche“ Zustand des Menschen ist. Wir dürfen lernen, unser Nervensystem zu regulieren, indem wir uns bspw. immer wieder ins Hier & Jetzt bringen. Uns Zeit nehmen, uns in unserem Körper zu verankern und/oder vermehrt in Kontakt gehen mit liebevollen Menschen, die uns gut tun. So schütten wir bspw. bei zugewandten Gesprächen und aufbauenden Worten mit anderen Menschen das Hormon Oxytocin aus. Und Oxytocin hat unter anderem die Wirkung, dass es im Körper den Stress wieder reduziert.
In dem Sinne wünsche ich Ihnen schöne Sommertage, im liebevollen Kontakt mit anderen und Momenten der bewussten Entspannung.
Herzlichst,
Anna
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