hochsensible Menschen im Kontakt

Hochsensible Menschen im Kontakt

Samstags vormittags Brunch bei der Freundin, anschließend eine Kaffeeverabredung in der Stadt und abends noch auf die Einweihungsparty der Nachbarin … Das schaffen Sie alles locker und Sie können die vielen unterschiedlichen Begegnungen auch noch bewusst wahrnehmen und genießen? Oder fühlt es sich für Sie auch so an, als ob dieser Tag an Ihnen vorbeirauscht und Sie eher neben sich stehen, als bewusst in der jeweiligen Begegnung zu sein…

Ab und zu (und manchmal noch zu häufig) gibt es diese Tage auch bei mir. Dann, wenn ich mich wieder viel zu sehr verplant und in Vorfreude auf die einzelnen Begegnungen alle Treffen zugesagt habe. An diesen Tagen komme ich nicht richtig hinterher. Meist bin ich in der einen Begegnung erst richtig angekommen, wenn es schon längst Zeit für die nächste ist. Ein Teil von mir hängt dann noch im Brunch, während der andere schon bei der Kaffee-Verabredung ist …

Ich lese es immer wieder: Im Kontakt zu anderen Menschen haben Hochsensible meist ein tiefes Bedürfnis nach inniger Verbindung. Sie tauchen tief ein in die Begegnung und ihr Kopf interpretiert gleichermaßen wie ihr Herz fühlt: Sie hören intensiv zu, deuten Gestik und Mimik ihres Gesprächspartners, hören meist auch das nicht Gesagte, die Zwischentöne, fühlen mit …

Aber der Kontakt endet hier nicht. Er geht noch weiter. Auch nach einem Treffen sind sie gedanklich noch lange mit der Person und dem Erlebten beschäftigt. Sie lassen Teile der Begegnung vor ihrem inneren Auge Revue passieren, interpretieren, spüren nach, deuten, führen gedanklich fort ….

“Dieses „gedankliche Wiederkäuen“ des Kontakts ist eine Phase intensiver Verarbeitung“ schreibt Susan Marletta-Hart in ihrem Buch „Leben mit Hochsensibilität“. Es scheint, als müsse der Kontakt, das Erleben wie verdaut werden, damit es seinen Platz im inneren System findet und Raum für eine neue tiefe Begegnung entsteht. Und für diese Verarbeitung braucht es Zeit. Zeit zwischen den einzelnen Aktivitäten, um wiederaufzutauchen und tief Luft zu holen, bevor es in die nächste Begegnung geht.

Mittlerweile plane ich meine Termine großzügiger. Natürlich gelingt mir das nicht immer.  Im ersten Impuls möchte ich viel mehr zusagen. Besser ist es, wenn ich mich und meine Aktivitäten begrenze. Und zunächst weniger plane als mehr. Dann, so empfinde ich es, bin ich auch voll und ganz da, bei mir und meinem Gegenüber und kann jede einzelne Begegnung viel intensiver wahrnehmen und nachwirken lassen.

Herzliche Grüße

Ihre Anna Kötting

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