Ergeht es Ihnen ähnlich? Denken Sie auch häufig, dass Sie sich bei der Bewältigung Ihrer Alltagsprobleme wie im Kreis drehen? Dass sich Ihre Sorgen – trotz aller Lösungs-Bemühungen, hartnäckig in Ihrem Leben halten?
Wie wir Probleme lösen
Bei der Lösung unserer Alltagsproblematiken denken wir oft, wir müssten unsere Probleme erst richtig gut verstehen, um sie zu lösen. Sie von allen Seiten beleuchten und durchdringen. Ihre Ursachen verstehen. Und dann bleiben wir in unseren Schwierigkeiten stecken und fühlen uns immer unzufriedener, niedergeschlagener, ärgerlicher, frustrierter etc.
Was halten Sie davon, etwas anderes auszuprobieren?
Nehmen wir an, wir müssten ein bestimmtes Problem und seine Entstehung gar nicht in aller Tiefe verstehen, um es zu lösen. Nehmen wir an, eine allzu genaue Problemanalyse hindert uns sogar daran…
Günter G. Bamberger schreibt in seinem Buch „Lösungsorientierte Beratung“: „Es stellt sich die Frage, wie Problem und Lösung überhaupt miteinander zusammenhängen: Kann eine analytische Dekonstruktion des Problems irgendwie für die Konstruktion der Lösung genutzt werden?
Wenn ich weiss, wie ein Karren in den Dreck gefahren wurde, weiss ich noch lange nicht, wie er wieder herauszuziehen ist.
Oder anders formuliert: Um Visionen von Zukunft zu entwickelt, Ziele zu definieren, Lösungswege zu suchen und schließlich konkrete Schritte zu unternehmen, bedarf es des Blicks nach vorne, nicht einer Konzentration auf Vergangenes. Der Lösung ist es egal, warum das Problem entstanden ist“
Bevor ich fortfahre, eins vorneweg: Ich finde es total wichtig, über Schwierigkeiten und Probleme ausreichend zu sprechen und sie zu verstehen. Es ist heilsam, Verletzungen, Ängste, Sorgen und die damit verbundenen Gefühle etc. nicht zu verdrängen, sondern sie wahrzunehmen, zu fühlen und auszudrücken. Und dies braucht häufig einfach auch Zeit.
Aber vielleicht kennen Sie diesen Moment auch: Irgendwann kommen wir an einen Punkt, an dem wir beginnen, uns gedanklich in unserer Problemanalyse nur noch im Kreis zu drehen. Wo es zäh wird und wo wir nicht weiterkommen. Wo wir uns immer mehr in einer bestimmten Problemstellung verstricken und wir uns immer schlechter, hoffnungsloser, genervter fühlten …
Unsere Energie fällt ab. Wir werden müde und frustriert.
Und in dieser eher schwachen Energie gelingt es uns immer weniger, unsere Probleme zu lösen und keine kreative Lösungen zu finden.
Wir erreichen Lösungen nicht in der „Problem-Energie“, da Lösung und Problem unterschiedliche Energielevel zugrunde liegen. Das Problemerleben fühlt sich erschöpfend, deprimierend, träge etc an. Das Gefühl der Lösung oder des Auswegs hoffnungsfroh, energetisierend, befreiend, zuversichtlich …
Wir dürfen zunächst das problembehaftete Erleben verlassen, damit sich unser Energieniveau wieder heben kann. Gelingt es uns, zunächst neutraler und schließlich optimistischer zu denken und zu fühlen, dann eröffnen sich Lösungswege, mit denen wir gar nicht gerechnet hätten.
Hier ein paar Ideen, wie sich Ihr Erleben verändern kann:
1. Betrachten Sie Ihre Problematik so wertfrei wie möglich. Sagen Sie sich innerlich, gerne mehrmals: „Es ist okay, dass ich hier jetzt keine Lösung habe.“ In der wertfreieren Annahme der momentanen „Lösungslosigkeit“ stellt sich eine erste Erleichterung ein. Wir nehmen damit den Druck raus, dass die schwierige Situation anders sein müsste, als sie gerade ist. Und in dem Moment, wo wir aus dem Druck, aus dem Widerstand gehen, verändert sich unser Erleben und unser Gefühl.
2. Häufig galoppiert unser Verstand weit in die Zukunft und malt uns die schwierigsten Szenarien aus, was alles passieren könnte. Wann immer Sie mit Ihren Gedanken in diesen Befürchtungen landen, stoppen Sie sich bewusst und holen sich ins Hier & Jetzt zurück. Am schnellsten gelangen wir über unseren Körper wieder in den Moment zurück. Indem wir unseren Körper wahrnehmen, kommen wir aus unserem Kopf und unseren negativen Gedanken heraus. Bewegung, Körperübungen oder auch ganz einfache Atemübungen verankern uns in unserem Körper.
3. Schaffen Sie in irgendeiner Form Abstand zwischen sich und das Problem. Entscheiden Sie sich bewusst, aus dem problembehafteten Erleben herauszutreten. Richten Sie Ihren Fokus auf all das, was in Ihrem Leben, was gerade gut läuft. Schreiben Sie regelmäßig all die Aspekte Ihres Lebens auf, die sich immer mehr zu Ihrer Zufriedenheit entwickeln und fühlen dabei bewusst all die Gefühle der Zuversicht, Erleichterung, Zufriedenheit, Gelassenheit …
4. Machen Sie sich klar: Wir SIND nicht unsere Schwierigkeiten und Krisen, sondern wir erleben problematische Situationen. Wenn es uns gelingt, aus der Identifikation mit dem Problem mehr in eine beobachtende Perspektive zu kommen, lösen wir uns von den belastenden negativen Gefühlen.
5. Erinnern Sie sich daran, wie gut Sie bisher all Ihre Schwierigkeiten und Herausforderungen bewältigt haben. Gehen Sie dann so weit wie möglich ins Vertrauen, dass sich auch hier wieder Lösungen zeigen werden und öffnen Sie sich bewusst für kreative Ideen. Ich sage mir regelmäßig: „Ich bin gespannt, wie gut sich auch dieses Problem wieder löst“.
6. Die Lösungsorientierte Beratung regt an, „über das Problem in die Lösung zu springen“. Mit der Hilfe entsprechender Fragetechniken wird eine imaginäre Lösung geschaffen und ermuntert, all die damit verbundenen Gefühle wie Leichtigkeit, Entspannung, Gelassenheit, Freiheit zu fühlen….
Fragen Sie sich: Wie genau würde ich mich fühlen, wenn mein Problem schon gelöst wäre? Was wären meine Gedanken? Wie würden mich meine Mitmenschen erleben? Was würde ihnen an mir auffallen? Wie würde ich mich verhalten? Versuchen Sie – auch wenn es nur leicht spürbar ist – sich in diese positiven Gefühle „hineinzulehnen“ und sie im Körper so lange zu spüren, wie es geht.
Herzlichst,
Ihre Anna Kötting